"High-End ist jedes System, das gut genug ist, alle Sinne zu erfassen und beim Hören die Aufmerksamkeit zu behalten, das man nichts anderes machen will.
Es muss nicht unbedingt teuer sein.
Nur geschickt zusammengebaut. "
Michael Fremer,
(aus dem Russischen)
Der Endverstärker Technics SE-A100 wurde bei Matsushita zwischen 1985 und 1989 gebaut.
Als Nachfolger von SE-A3MK2 (SE-A3 <= SE-A1 ) ist er zum Erscheinungszeitpunkt das Spitzenmodell der Technics Verstärkerproduktion.
Das 31,2 kg* leichte Gerät ist ein (Zitat vom Technics Chronicle) :
(*Europa Version ohne Holzseitenteile. )
"Class AA 200 W + 200 W Power Amp with Incredibly Low 0.0009% Distortion."
Schaltungstechnisch wurde er von Technics 1985 als völlige Neuentwicklung vorgestellt (etwa so wie heute die R1) .
Ein Versuch diese zu erklären führt zunehmend in die Untergeschosse der Verstärkertechnik,
und ich stehe noch weit am Anfang, derartiges zu begreifen.
Um sie zu verstehen muss man wissen, das Stereo-Verstärker aus zwei Verstärkerbaugruppen (pro Kanal) bestehen.
Stets wird das Eingangssignal in einen Spannungsverstärker (Bauweise Class A) eingekoppelt, welcher es dann in eine Stromverstärkungsstufe (Bauweise Class B) weitergibt.
Rückkopplung (LFB, NFB usw.. ) sorgt für Steuerung und Linearität.
Class A Verstärker -> Verzerrungsarm, aber ineffizient (Ruhestrom notwendig um den Arbeitspunkt zu verschieben -> Wärme, Stromverbrauch) .
Class B Verstärker -> kein Ruhestrom, sehr gute Effizienz, jedoch Neigung zu großem Klirrgrad (Verzerrungen).
(liegt am Arbeitspunkt eines Bipolar Transistors.
Der liegt bei ca. 0,7 V - Signale mit kleinerer Ausschwingung (Amplitude) bewirken kein "Öffnen" - würden also bei Class B gar nicht verstärkt ) .
Das ist bekannt - daher koppelt man beide Aufbauarten nacheinander, wie eingangs geschrieben.
Im Ergebnis dessen erhält man den klassischen "Class AB" Verstärker.
Dieses System funktioniert so gut, das es in sehr vielen Transistorverstärkern Einsatz findet.
Hoffentlich funktioniert der Erklärungsversuch einigermaßen.
Bei Technics nun versuchte man dieses System zu perfektionieren.
Das "direkte" klassische Verschalten der beiden Typen (ClassA, ClassB) beeinflusst die empfindliche Class A Baugruppe.
Eine schwingende Induktivität "schlägt" ebenfalls zurück.
Sprich - Lautsprecher geben nicht gewollte Rücksignale zum Verstärker .
Diese und andere Effekte wollte man eliminieren.
Die Story erzählt, das ein Team fähiger Ingenieure monatelang Überstunden machte um das Problem zu lösen.
Das letztendlich der Leiter des Teams das Prinzipbild eines Class AB Verstärkers an der Stelle der direkten Kopplung mit der Schere durchtrennte...
Nachzulesen im 88er Katalog von Technics, zusammen mit dem entsprechenden Bild.
Wie viele nette Geschichten hat auch diese einen Kern, bzw. ein Wunschgedanken...
... der geht von einen reinen Class A Stufe aus, die einerseits zwar mit einer Class B Stufe gekoppelt ist (um effizient hohe Leistungen zu erreichen).
Andererseits aber völlig losgelöst und unbeeinflusst von all dem was durch die Kopplung entsteht spielen kann.
A und B müssen dafür völlig separat aufgebaut sein (Getrennte Stromversorgungen und Schaltungen) .
A (voltage control amp.) und B (current drive amp.) müssen auf neue Art miteinander gekoppelt werden.
Diese Art der Kopplung bezeichnet Technics als Class AA Bridge. Sie ist aufgebaut aus einer Brückenschaltung fein aufeinander
abgestimmter Widerstände zwischen beiden Verstärkerschaltungen, wie man auf den beiden Bildern erkennt.
(Der Widerstand "Ry" (unten rechtes Bild) regelt die "BridgeBalance" . Die zu justierende Spannung beträgt weniger als 1 mV (0.7 mV .)
DAS wurde als "Class AA" ,
(Die Art Class A Und B über eine solche Brücke zu verbinden)
und "VC4 Amplifier-System"
(für die eben 2x2 Verstärker)
bezeichnet.
Es kann sein, das diese Schaltweise auf eine Publikation von Dr. A.M. Sandman ( "Reducing Amplifier Distortion" ) aus dem Jahr 1982 zurück zu führen ist.
Beschrieben in der englischen "Wireless World" 10/82) .Er zeichnete etwas ganz ähnliches und nannte es "Class S" .
Das Prinzip ist auch hier zu finden.
Sie waren sich so ähnlich, das es mutmaßlich zu Patentgesprächen mit Matsushita kam.
Man könnte den SE-A100 daher auch möglicherweise als "Sandman-Verstärker" bezeichnen ;-)
Faktisch hat Technics aber das Ding in Serie gefertigt, und das ist eine beachtliche Leistung, weil der Aufwand nicht klein ist.
Bei der Umsetzung einer Theorie in Praxis, merkt man was alles vergessen wurde.
SE-A100 ist der erste (Technics) Endverstärker, welcher mit diesem Prinzip materialisiert wurde.
Vielleicht Ist praktisch ein realer (beinahe) voll diskret aufgebauter Class AA Verstärker.
Und auch der einzige dieser Art, das je als Version für den europäischen Markt gebaut wurde.
Sein Design war so erfolgreich das es in Japan ein Verkaufsschlager wurde, zumal der Preis (gemessen am Aufwand) durchaus vertretbar war.
Es hat jedoch den Anschein, als ob der Verstärker außerhalb Japans bei weitem nicht so stark abgesetzt wurde wie im Inland.
Japaner haben gemeinhin eine etwas differenzierte Wertvorstellung.
Könnte sein, das die drei Folgemodelle (bis 1999 verkauft), SE-A5000, SE-A7000 und SE-A7000 V.4 auch aus diesem Grund nur als "Japan Version" verfügbar waren.
Möglich, das man nunmehr der Auffassung folgte, diese Geräte lohnen nicht für den europäischen Markt.
(SE-A5000 vollkommen identisch gebaut, die 7000er identisch im Core-Design.)
Folglich ist SE-A100 (als Euro Version) ziemlich selten.
(ein wenig öfter taucht im Second-Hand Markt die japanische Version auf.
Man erkennt sie gut an den zusätzlichen Seitenwangen aus Holz und daran, das sie einen Konverter für den Anschluss an das 230V Netz benötigt.
Die Verkäufer preisen oft "eine original japanische Version an" , manche gehen sogar noch weiter und behaupten die Fertigungsqualität sei höher.
Ich frage mich aber woher sie das wissen wollen ;-)
Die japanische Version wiegt ca. 34 Kg . )
Ein weiterer Grund für den recht geringen Erfolg des SE-A100 in Europa mag der etwa doppelte Preis,
gegenüber dem fast zeitgleich gebauten SE-A5MK2, sein.
Er wird nachvollziehbar, wenn man beide Systeme nebeneinander stellt, (geöffnet erst recht) .
Dabei ist der SE-A5MK2 nicht etwa schlecht, sondern eher das Gegenteil, weil gepfeffert gut !
Im Preis/Leistung Verhältnis attraktiver.
Ein Vergleich beider Geräte ist ziemlich genau so. als vergleicht man einen Toyota mit einen Lexus ;-)
Sie sind ordentlich und haltbar gebaut, beide verstärken präzise, nahezu linear, und beide zeigen keinerlei Schwächen im Design.
(die Tatsache allein, das im Alter von über 30 Jahren ein Gerät (in seinem Auslieferungszustand (!) ) noch einwandfrei funktioniert, soll das Argument sein. )
"Klanglich" schenken sie sich so gut wie nichts.
SE-A100 hat jedoch die signifikant höhere Leistung, also mehr Druck bei hörbar feinerer Auflösung.
Summasumarum...
SE-A5MK2 SU-A6MK2 ist ein perfekter Endverstärker der oberen Hifi Klasse, erfüllt hohe audiophile Ansprüche und kann in normalen Wohnräumen die Tassen rasseln lassen und die Polzei auf den Plan rufen, falls den Nachbarn die Mucke nicht gefällt.
SE-A100 (+ Vorverstärker SU-A200) sind nun auch kein High End, aber beide machen solchen Geräten gute Konkurrenz,
zumal andere teilweise das zigfache kosten und auch nicht wesentlich mehr können.
Solche Geräte / Systeme gehrn über das Notwendige hinaus.
Entweder technischer Natur (Auch SE-A1 / SU-A2) , und durch "reinpumpen" höchstgütiger Materialen (Gold, Platin, Silber, massive Kupferteile) .
Engere Bauteile Selektion.
Kombiniert mit "teuren" Designs :-), Oder von allem ein bisschen ;-) .
Das "High-End" der SE-A100 "beschränkt" sich weitgehend darauf, das technisch machbare zu stemmen.
(So wie einst zuvor SE-A1 und SU-A2, doch bei weitem nicht in deren Ausmaß),
So wie ein Hauch von Luxus dazu zu geben.
Technisch zeigt sich das im Einsatz von drei diskreten Netzteilen, der Verwendung von Modulen, die 3-fach magnetischen Abschirmung der Baugruppen,
sowie 2-Deck Aufbau (ähnlich wie ein Röhrenamp.) .
Es sind über 100 Transistoren verbaut, Relais mit vergoldeten Kontakten, aufwendige Verdrahtung.
Gut möglich das viele Bauteile engtoleriert bzw. selektiert sind. (Auf fast allen Widerständen ist der Goldring drauf) .
Dick dimensionierte Trafos, ebensolche Siebung mit. 91.200 uF , gut ein halbes Dutzend Feinsicherungen (Euro-Version) - um nur das offensichtliche aufzuzählen.
"Luxuriös" sind das 10 mm dicke bronzierte Frontglas, oben und unten 45 Grad angeschliffen, der Einsatz von viel Aluminium.
Die LED-Console aus ALU, die Tipstasten aus Alu.
Der obere Deckel ist aus 3mm Stahlblech (Man kann ihn nicht verbiegen ohne Technik) .
Es ist sehr wenig Kunststoff verwendet. (Paar Platinenhalter, Lautsprecherklemmen, das Gehäuse der VU-Meter, der Knopf vom Netzschalter, Teile der Füße )
Insgesamt ein "Vollmetallpanzer" mit hübschen Applikationen (Messingleiste, Class-AA Logo (passend zu SU-A200, SL-P1000 ) .
Witzig und "technicstypisch" finde ich, das der gleiche einfache Plastikknopf für Netz an-aus verwendet wird, wie in allen anderen Geräten von Technics auch.
(die in jener Zeit gebaut wurden. ) Tribut an einen japanischen Großserienhersteller und Vorzeichen der spätestens in den 90ern einsetzenden "Verbilligung" .
Die Bildbeispiele sind vom Gerät AW6819A005, das wenn die Übersetzung der Seriennummer stimmt, am 19.August 1986 bei Technics in Japan etikettiert wurde.
Es ist in einem selten schönen Zustand, was Rückschluss auf sehr pfleglichen Umgang seitens der Besitzer erlaubt.
Dessen ungeachtet sind 31 Jahre Lebensalter Grund es einer Inspektion zu unterziehen.
In deren Rahmen erster Teil wurde dem Staub und allem was sich im Laufe der Jahre ablagerte, der Garaus gemacht, Bauteile inspiziert (wo offensichtlich gleich getauscht), Lötverbindungen erneuert, und damit das Gerät innen und außen wieder rein optisch auf Niveau Werkzustand gehievt.
(Im zweiten Teil geht es um rein elektrische Parameter, die Bauteile werden dann noch genauer maßgenommen, Messungen kommen dazu und schlussendlich mittels Audiomessung die Beantwortung der Frage ob ein SE-A100 auch nach über 30 Jahren seine Werksparameter erreicht / erreichen kann. )
Das alles natürlich im bescheidenen Umfang dessen, was mit einfachen Mitteln machbar ist.
(Zwei Digitalmultimeter, 2-Kanal Osz., Komponententester, Frequenzgenerator, Lastwiderstände. )
Vielleicht kommt er auch mal an einen Audioanalyzer .
Zunächst die Bilder vom Ausgangszustand.
Dabei fiel auslaufendes Elektrolyt auf (begünstigt durch Hochkant stellen) und das Gerät ging damit aus dem Rennen.
Im weiteren Vorfeld wurde dann auch gleich die Font demontiert.
Danach ging es ans Ausbauen der Verstärker.
Die Aufsteckmodule entfernen u. Stromverstärker Endmodule ausbauen. Angenehm, die sorgfältig verarbeiteten Kabelenden.
Next Step: - Der Spannungsverstärker (Voltage Control Amp. ) gewissermaßen das "Herz" ;-) ) .
Dabei stieß ich auf Spuren vorangegangener technischer Aktivität . Offenbar gab es bereits einen Eingriff.
(Die Beschriftung der Kabelfarben auf der Platine - cool. )
Möglich das das bereits über 25 Jahre zurück ist, wo es noch keine Digicam & Tablet gab. Unentbehrliche kleine Helferlein... )
Und aufgrund der Art, wie die Lötstellen gemacht waren, konnte ich gut erkennen das R171, R172 getauscht worden waren.
Wir werden versuchen herausfinden, warum - später. Hier die Fotos vom Ausbau.
(Die Lötungen habe ich korrigiert und die Platine partiell spezialgereinigt. Fotos weiter unten) .
Weitere Bilder der unteren Sektion. Hier residieren die Stromversorgung in Form dicker Brückengleichrichter, überhaupt jegliche Stromversorgung, der Amp. für die VUs. Die Relaisplatine vorm Terminal, sämtliche Sicherungen und die in Handarbeit gemachte Verkabelung mit Wickelverbindungen. Hier habe ich lediglich die Relais runtergenommen bevor das Ganze in die Reinigung ging . Die Platinen lassen sich leicht umklappen. Man hatte mitgedacht.
Zwischenzeitlich war Gelegenheit sich nach Ersatz für die Siebelkos umzutun.
Grundsätzlich mag ich nix auslöten, solange es nicht kaputt ist.
Da aber wenigstens ein Elko abließ, mussten sie leider raus.
(Also nur die Siebelkos) .
Sie sind auch mehr durch Ripplestrom belastet als andere, die unter "reiner" Gleichspannung stehen.
So wie sie untenrum aussehen, haben sie wahrscheinlich auch nicht mehr lange zu leben.
Die "Notventile" zeichnen sich deutlich unter den Kunststoffabdeckungen ab.
Oben sind 4 ausgebaute. Reihe unten - neue.
Bedauerlicherweise bekam ich keine Original Panasonic Elkos, die hier gepasst hätten.
Im freien Handel scheinen einfach keine mehr verfügbar.
Darum sind nun CDEs drin.
Scheint, als hätten sie Kapazität in Kapazitäten ;-)
Das sind made in U.S.A. mit 3000h, guten ESR und Ripplwerten bei 10.000uF/100V (125v Surge) - (Typ 382LX). Wir werden sehen wie sie halten.
Zeit auch, um sich die Module ein wenig genauer anzusehen. Current Drive Rechter Kanal. Gereinigt und nachgelötet, Bauteile erneuert.
Current Drive - Linker Kanal. Gereinigt, nachgelötet, Bauteile erneuert.
Voltage Amp. Platine gereinigt und nachgelötet. (Das war ja weiter oben bereits erwähnt. Die Schrift hätte ich gern draufgelassen ;-) )
Gern gebrauchtes Schlagwort - "Twin Mono" . Nix. Beide Kanäle - eine Stromversorgung (Der mittlere etwas kleinere Trafo ) , eine Platine.
Aber eine Augenweide für E-Freaks wie mich.
Zusammenbau. Das ist für mich immer wieder der schönste Teil. Die Stunden rennen dabei.
Die nun folgenden Bilder zeigen den (Wieder) Zusammenbau, kann man fast sagen . Reborn ;-)
Und weiter geht's - Steckmodule wieder rein und danach die Front wieder montiert. Nachdem auch alle Glühlämchen erneuert waren.
Keine war defekt, aber sie waren bereits ziemlich geschwärzt.
Ups - fast vergessen - da ist noch das, was hinter der Front versteckt ist. Eine kleine Logik, für die Terminalauswahl, die A100 hat selbstverständlich Tipptasten, und die Ansteuerung der LEDs.
Na ja... und dann war es soweit.
Ca. 25h "Arbeit" bis zu dieser Stelle. Aber - dieser SE-A100 sieht nun beinah aus wie neu.
Wiedereinschalten nach fast 10 Tagen dranrumbasteln.
Kritsche Blicke über das komplexe Etwas... Stromanschliessen...Netztaste betätigen ...
LEDs Standby/V-Amp : blink, blink - Klick - V-Amp OK, LEDs Standby/C-Drive : blink, blink - C-Drive OK...
... Nur noch Standby blink, blink: wechsel von grün auf rot - finales Relais zieht mit Klick an und - Voila ! :-) - An und Ready ist der Amp. !
Ganz ehrlich - ich habe 5 Minuten danach ein Kreuz geschlagen, Gott gedankt - und dieses Bild geschossen !
(Und ja - im Flur auf dem Boden - falls es doch rummst - ich habe Mordsrespekt vor einem Teil wie diesem und den Kräften die darin am Werke sind ) .
Aber ging alles gut - Der Verstärker ging an, als ob er nie aus gewesen war.
Zum Ende dieses Teils, noch meine "Lieblingsbilder" daraus - Vielleicht gefallen sie ja.
Fortsetzung folgt - mit dem was sich nun alles aus den Messungen ergab ;-)
Kleine Idee. Mag eigentlich keine Modifikationen, schon gar nicht, die Sachen verbasteln. Doch beim Anblick der sehr leicht befestigten Lämpchen in der VU-Meter Beleuchtung, Soffitten - konnte ich dann doch der Versuchung nicht widerstehen.
Außerdem war mir aufgefallen, das die Glühsoffitten die Front beträchtlich aufheizen, was auch ins innere geht.
Also packte ich handelsübliche LED Soffitten (Farbe, Kaltweiß) rein.
Nun blieb nicht nur die Front kühl, sondern auch farblich sieht das nun ein wenig anders aus ;-)
Also nahm ich mal ein Bild auf - Gespielt habe ich nur bisschen mit den Einstellung des Fotoapparates...
2019
Wegen der Elko Knallerei in einen meiner SU-V90D und weil ich Jahresanfang bisschen Muse fürs Hobby hatte, kam die A100 zur Elko-Erneuerung auf den Tisch.
Gerade in der Logik, Spannungssteuerung und Schutzschaltung möchte ich bei diesem Gerät kein Desaster wegen Elkos haben, die durchschlagen.
Zwar kann man sich hier auf ein Design höchster Güte verlassen, ebenso auf sorgfältige Materialauswahl, allein - die Kiste hat dennoch ihre fast 35 Jahre auf dem Kreuz und - wie gesagt, es beruhigt.
Zudem bin ich sicher nicht Gold aus-, und Blech einzubauen, wenn ich es mit der Auswahl so halte wie einst der Hersteller.
Es hat auch wenig Sinn, einzelne zu tauschen und die Kiste immer wieder aufzumachen. Und eine Revision der Lötstellen auf dem Control PCB
kann auch nicht schaden.
So dachte ich, und machte mich ans Werk.
Die Lötseite dieses PCB gibt's nicht alle Tage zu sehen.
Es wäre auch nicht vernünftig es auszubauen.
Dazu müßte man entweder die Wickelverbindungen lösen, Kabel kürzen,
und mit einem Spezialwerkzeig, das ich nicht habe, wieder anbringen.
Oder, man lötet die Pfosten aus, was auch nicht ohne ist, denn sie werden
nicht nur durch das Lot gehalten, sondern sitzen auch mechanisch fest in der Platine.
Aber ist auch gar nicht nötig, denn das PCB lässt sich prima hochklappen,
und man fixiert es dann am besten mit Kabelbinder in senkrechter Position.
So kann man prima arbeiten.
Hier mal 4 von meinen Elko-Kisten ;-) . Bis auf eine Ausnahme habe ich komplett Nichicon Elkos eingesetzt.
Sind alle Elkos erneuert, steht Bereinigung der Lötstellen an.
Dafür kommt die chemische Keule aus LR, LS und anschließende Neuversiegelung zum Einsatz.
Nicht ganz einfach, weil das PCB ja nicht ausgebaut werden kann.
Also werden die Kabelbinder jetzt soweit angezogen bis die Lötseite möglichst eben nach oben zeigt.
Rundum muß natürlich alles schön abgedeckt werden damit die Chemiekalien nur dahin kommen, wo man sie auch haben will.
Dann kann der Primer ran, der die Flußmittelrückstände wegputzt.
Mit einem Glasfaserbürstchen wird alles schön gereinigt.
Etwas heilkler ist dann die Spülung, und leider habe ich erst sehr spät gemerkt das doch ein wenig über die Kante ging.
Was zwar nicht schadet, aber unschön aussieht. Nun ja.
Ist die dann getrocknet, kann mit Schutzlackt die Platine wieder versiegelt werden.
Anschließend kommt das PCB wieder in seine Originalposition.
Das Herzstück, könnte man sagen.
Der "Voltage-Amp" , also Spannungs-Steuerungs-Verstärker.
Sehr gut gemacht mit einen Basis-PCB, was dern "Leistungsteil" beherbergt.
Sowie der kleinen Platinen für die Eingangsstufen.
Hier findet die Verstärkung der Kleinstsignale statt.
Und hier sitzen auch die "feinen" Transistoren, wie z.B. die SK389.
Im Grunde ist das die entscheidende Baugruppe für die kleinen Nuancen
im Tonsignal.
Kurioserweise ist sie recht kompakt aufgebaut und wird beide Kanäle mit einem Trafo, nämlich den "kleinen" in der Mitte gespeist.
Konsequenterweise sind dort dir paar Elkos auch gleich mit gemacht.
Was mir nicht gefällt ist der gerade üppige Einsatz von Wärmeleitpaste.
Ich glaube nicht das das ab Werk so ist.
Aber sehen wir mal weiter....
Da es sich beim A100 geradezu anbietet, ihm temporär mit LED zu versehen, habe ich gleich mal ermittelt wie das mit dem Stromverbrauch ist.
Nicht das es eine Rolle spielt, und obendrein ist es Geschmacksache, aber immerhin es sind einige Watt, was bei LEDs weniger auf die Stromrechnung
schlägt.
Und es ist Pillepalle einfach wieder rückbaubar, so das dem Originalzustand kein Schaden entsteht.
Bei der Wiederinbetriebnahme des Verstärkers passierte nun folgendes.
Zunächst nichts...
Er ging an die Einschaltsequenz spulte ab, Klicken der Schutzrelais verkündete das der Amp. nun "scharf" gegangen war.
Er war noch offen, und ich ließ ihn so mal bisschen stehen und begann mich einer kleinen Schaltung für zu widmen, die das Flimmern der LEDs unterdrücken sollte.
Nach etwa. 15min tat es hinter meinen Rücken, wo die Endstufe stand einen Schlag.
Es klang so, als wenn man ein schweres Buch auf den Teppich fallen lässt.
Ich blickte mich um sah auf den Amp, der da offen ohne Frontblende und VU dastand, und sah das die grüne LED "ON" aus war und
die rote "Standby" daneben blinkte.
Gleichzeitig nahm ich nun auch den typischen Geruch war den man kennt, wenn irgendetwas "durchknallt" .
Was war passiert ???
(Leider habe ich keine Fotos gemacht) .
Aber es war auch nichts zu sehen.
Das änderte ich auch nicht nachdem ich wiederholt und gründlich alles mögliche angesehen habe. War ein Elko geplatzt ?
Nein. Ein Transistor, oder Widerstand - Sichtbefund ?
Schmorstellen ? Nein.
Elko falsch gepolt eingebaut und auch bei Kontrolle übersehen ?
Nein.
Wiedereinschalten, kein Glaube - und richtig - der Amp kommt aus dem
Standy nicht mehr heraus.
Es erwies sich als großes Glück das ich zu diesem Zeitpunkt noch eine weitere SE-A100 im Haus hatte.
So konnte ich ganz schnell, die 4 kostbaren Aufsteckmodule mit den raren kleinen Transistoren ausschließen. Alle 4 waren intakt geblieben.
Danach baute ich den Voltage-Amp (den ich zuletzt eingebaut hatte, wieder aus.
Da ich in der Panik vergessen hatte die großen Siebelkos zu entladen, kribbelte es ganz ordentlich in den Fingern beim hantieren.
Zuerst beim Berühren vom Kühlkörper des rechten Kanals. Als ich dann, Just for Fun die Busbar wieder anschrauben wollte - auch daran Abrissfunken.
Das war komisch, denn auch bei geladenen Elkos sollte hier Nullpotential sein !
Nun, ich hatte kein Foto gemacht, sah ich einen Schaden am PCB vom V-Amp.
Wo ich rot markiert habe, war ein Stück Leiterbahn silbrig glänzend auf etwa 1cm aufgebrochen.
Sollte das den Knall verursacht haben ? Und aus welchen Grund ?
Schnell fand ich raus, das hier der Eingangsleitung reinging, also von den Buchsen hinten.
Und das die Schirmung dieser Leitung die Busbar mit dem Gehäuse verbindet.
Also nix mit "fliegender Masse" , ominöse Dinge, die A100 hat ne Masse wie jede andere Kiste auch.
Ist nur geschickt gemacht und nicht leicht zu finden, denn sie ist nur an einer einzigen Stelle hinten in eine kaum sichtbaren Ecke aufs Gehäuse gelegt.
Mit anderen Worten: Lediglich die Schirmung der Eingangsleitung und dieser kleine Leiterbahn verbinden das Gehäuse mit der Masse.
Ist schon ne Art "fiegende Messe" … aber eben nicht wirklich.
Es musste also ein hübsches Strömchen gegen Masse abgeflossen sein, der mindestens die Leiterbahn gekillt hat.
Aber wo kam diese Spannung her ???
Da ich keine Strategie hatte, ließ ichs bewenden.
Das hat mir schon oft geholfen und ich gebe gern den guten Rat an dieser Stelle, weils so gut funktioniert.
"Wenn Du nicht weiterweist - hör auf ! "
Wer ohne Plan weitermacht, macht nur womöglich was kaputt.
Tagsdrauf hatte ich eine Idee.
Wieder half mir die sekundäre intakte A100.
Dort zog ich kurzerhand die Eingangsleitung vom V-Amp ab und schaltete die Kiste ein.
Und siehe, der selbe Fehler. Ist die Verbindung zwischen Busbar und Chassis unterbrochen, schaltet der Amp nicht auf Lautsprecher.
Ich durfte also hoffen.
Nun hatte ich auch einen Plan.
Abgesehen von den Aufsteckmodulen waren nicht viele aktive Bauteile auf dem PCB des V-Amps, den ich natürlich scharf in Verdacht hatte.
Da ich diese ja schonmal ausgeschlossen hatte blieben nicht mehr viele Transistoren.
Diese waren schnell Stück für Stück geprüft - und alle waren in Ordnung.
Die großen Toshis schloß ich zunächst mal aus, weil das nicht wirklich gepasst hätte.
Ich hakte den V-Amp komplett als Verursacher ab und es blieben noch das Control PCB und die beiden Current Drives.
Letztere waren eigentlich die interessantesten Kandidaten, weil da die richtig großem Spannungen waren.
Plus / Minus zusammen rund knapp 130V - das könnte passen. Blos wie kommt die auf die Masse.
Also beschloß ich die Teile auszubauen und Stück für Stück zu zerlegen.
Und die folgenden Bilder sprechen für sich.
Oben links der abgebaute Kühlkörper vom linken Kanal. Alles gut.
Aber im Detail am rechten sieht man schön den Pfusch am Bau, der hier betrieben wurde.
Da haben wir die gesuchte Spannung, nämlich die Emitter-Spannung vom Q270, knapp 70 Volt mit dem Bums von 40.000 uf dahinter.
Sauber durch einen feinen Riß in der Glimmerscheibe durchgeschlagen.
Denn natürlich sind die Kühlkörper auf Gehäusepotential.
Der "Gegenpol" ist die Null der "fliegenden Masse" .
Aber der Strom muß sich nun mal seinen Weg über jenen schmalen Leiterpfad auf den PCB vom V-Amp suchen, man muss nur rückwärts denken ;-)
Der hat nun wie eine Sicherung gewirkt und Ärgeres verhindert.
Ich verneige mich erneut vor den Ingenieuren die hinter dieser Kiste standen.
Natürlich wurde grob gedillert und das sicher nicht ab Werk.
Man kann schön sehen, das die Glimmerscheibe noch nicht mal richtig zentriert war, die Schraube hat praktisch fast ein zweites Loch reingebissen.
Das Glimmer durch so was reißen kann, ist nachvollziehbar.
Warscheinlich auch noch zu fest angebrummt. Dann die Papserei mit so viel Paste....
Und zur Krönung die fette durchgetropfte Lötkuller, die hätte auch schon was anrichten können.
Da war ein begnadeter Brutzler am Werk.
Darum verzichte ich bei TO3-PL auf Glimmerscheiben und nehme Pads.
Nun kam das wenigsten gleich mit in Ordnung .
Natürlich mussten die Elkos runter um an die Schrauben zu kommen, mit denen die Leitungstransistoren angeschraubt waren.
Und wieder drauf.
Ebenso habe ich die Lötstellen der Leistungstransistoren überarbeitet.
Nun konnte ich auch dir kaputte Leiterbahn richten.
(Schade, warum habe ich kein Bild davon gemacht. )
Geht eigentlich sehr gut, wenn man es nur nicht eilig hat ;-)
Alles schön in Ruhe zusammenbauen und dann wollen wir mal ...
"Ihr Kinderlein kommet … "
So sah das dann aus, als ich es riskierte den Amp wieder einzuschalten.
Einschaltsquenz - Klick, scheint ok - diesmal.
Aber soweit waren wir ja schon mal.
Paar Stunden lang ließ ich die Kiste sicherheitshalber so stehen.
Man kann schön sehen das nun das Bild der LEDs stimmt.
Alles wurde nun allmählich gleichmäßig warm, und so riskierte ich es mal die Kopfhörer einzustöpseln und ein Signal anzulegen...
Das funktioniert auch.
Cool das diese Teile keinen separaten Kopfhörerverstärker haben, man hört direkt an der Endstufe.
Das Tuch hat die Funktion, die dünne Isolierung der massiven Leitungen der Logik vor der doch recht scharfen Kante zu schützen. ;-)
Unnötige Risiken sind mir ein Anachronismus.
Und so sieht das Innenleben nunmehr aus.
Natürlich habe ich auch die beiden Paare vom Voltage Amp "bereingt" .
Ein solider Block auf meinen Schreibtisch. Vielleicht bisschen groß als Briefbeschwerer ;-)
Einen kleinen Gleichrichter mit Glättung habe ich noch für die LED Beleuchtung der VU-Meter habe ich noch gebastelt.
Diese ist an der Unterseite befestigt.
Natürlich hätte ich auch einer der vielen Gleichspannungen anzapfen können, da ist massig Reserve da für die lächerlichen 0,170 A .
Aber ich wollte nicht.
Sie haben eine extra Wicklung, nur für die Beleuchtung auf Trafo Nr. 3 vorgesehen, ich wollte die weiternutzen.
Nun flimmern die LEDs auch nicht mehr das ist gleich mal sehenswerter.
Das Ganze steckbar. Gut, den Originalstecker samt Kabel müßte man bei einem Rückbau wieder direkt auf die Lichtleiste löten, aber was solls.
Sowas ist übrigens ganz nützlich, wenn man schreckhaft ist.
Kleine Quizzfrage, wofür ich das verwende … ;-)
(Nicht Lupe ist gemeint !!! ) .
Der alte Küchentischbastler aus der DDR kommt eben doch immer mal wieder durch . :-)