1980 veröffentlichte Technics das Kassettendeck RS-M250.
Spätenstens jetzt wurde das Wort "Computer" zunehmend auch auf Handelsgüter angewandt, den Marketingleuten sei Dank.
Matsushita brachte ein Prospekt für ein Tapedeck der 600 Doller Klasse, den Ihr hier aufrufen könnt:
Das besondere daran, es hatte ein Laufwerk mit elektronischen Zählwerk, das mit höherer Genauigkeit arbeitete, als
seine mechaniscchen Vorfahren.
Ein Zählerschritt entspricht genau 2 Umdrehungen des rechten Wickels.
Zusätzlich sieht man rechts vom Zähler bis 4 kleine Balken, von denen jeder für eine halbe Umdrehung steht.
Für mich eine sehr interessante Entwicklung die in Sachen Kassette gemacht wurde.
Äußerlich recht ansprechend um nicht zu sagen hübsch, aber inwendig wirds vielleicht noch interessanter.
Die Prospekt Ausstattung ist aus heutiger Sicht gesehen, eher übersichtilich.
2-Motor Laufwerk, Dolby B, VFD Anzeige für Pegel und Zählwerk.
Letzteres digital, worin sich eines der ersten Novi äußerte.
Das Laufwerk vom M250 wiegt ca. 1 Kg, und zählt damit zu den "Eisenschweinen" unter den Kassettenlaufwerken.
Allein das Schwungrad macht mit fast 300g fast ein Drittel davon aus.
Alle Kunpplungen sind rein mechanisch, der Kopfschlitten ist kugelgelagert.
Für den guten Ton spendierte Matsushita einen hochwertigen Sendust SX Tonkopf.
Lediglich der Zwischenverstärker, der Mikrofonvorverstärker und die Dolby (NE646B) sind in ingesamt 4 ICs ausgeführt.
Der Rest der Audioschaltungen ist voll diskret, also mit großer Anzahl von Transistoren ausgeführt.
Daraus ergibt sich eine individuelle Audiosignatur, die mehrheitlich begeistert, mich eingeschlossen.
Zwei weitere ICs sind für die Logik des Laufwerks und die Aussteurungsanzeige verbaut.
Alles in allem, ordentlich Material, das schon 10 Jahre später kaum noch in dieser Form eingesetzt wurde.
Ich hatte zwischenzeitlich mehrere dieser Recorder auf dem Tisch, und keiner davon war noch fähig,
als solcher gebraucht zu werden.
Bestenfalls als Sammerstück im Regal zum Staubwischen geeignet, und gelegentlich bisschen damit rumspielen ist drin.
Eine Ursache ist die hohe Mechanisierung,.
2 Motoren, 2 Idler, 3 Riemen aus inzwischen verhärteten Gummi.
Schrumpfender Kunststoff macht die Kupplungen unbrauchbar, Kappen fallen ab.
Und last but not least, ist auch audiophil nicht mehr viel drin, denn in jedem Gerät das ich sah waren Elkos bereits ausgelaufen.
Das ist die Ausgangslage, wenn man sich heute eines gebraucht kaufen will.
Ohne eine sehr tiefgehende Überholung ist geschenkt noch zu teuer.
Dennoch ließ mir das M250 (ich hatte inzwischen 3 Stück erstanden) keine Ruhe .
Elkos kann man tauschen, Riemen und Rollen bekommt man inzwischen wieder.
Motoren kann man gängig machen, Kupplungen glücklicherweise auch.
(Wenn es auch bei beiden die ersten kleinen Hürden gab, wie Ihr später sehen werdet ;-) )
Das Hauptproblem waren die Idlerreifen.
Vor etwa 5 Monaten begann ich daher mich ersthaft dessen anzunehmen, da ich inzwischen einen guten Kontakt
zu einem fähigen Mann herstellen konnte, der in der Lage war zu materialisieren und zu liefern.
Zuvor gabs mit anderen Leuten ne Menge Enttäuschungen, viel Gerede, Drumrumgequatsche aber keine neuen Idler.
Jetzt, da ich endlich welche habe - kann ich das Laufwerk vom M250 endlich wieder renovieren, das es so funktioniert
wie vor etwa 39 Jahren.
Nagelneue Idlerreifen für das M250 Laufwerk : hier
Fangen wir an mit einer Gesamtansicht des Laufwerksmoduls.
Es wurde auch seitens Technics als "M250 mecha " bezeichnet.
Anschlüsse sind die Kabel für RP Kopfschlitten, Steuerung und zwei Flachkabel für das Zählwerk.
Um seine rein mechatronischen Funktionen zu testen, genügt der Anschluß des Kabelstrangs für Control und Stromversorgung.
Zu diesem Zeitpunkt ist das Laufwerk bereits gereinigt und hat die erste Zerlegung und Wiederzusammenbau bereits hinter sich.
Weitere Einzelansichten.
Hier könnt Ihr schon erkennen mit was wir es zu tun haben.
Fast alle Kunstoffteile sind aus POM, auch Polyacetal, Polyformaldehyd oder bloß Acetal genannt, gefertigt.
POM wurde 1952 von DuPont synthetisiert und die Herstellung 1956 zum Patent angemeldet. Er wird wegen seiner hohen Steifigkeit, niedrigen Reibwerte und ausgezeichneten Dimensionsstabilität und
thermischen Stabilität als technischer Kunststoff, besonders für Präzisionsteile, eingesetzt. (geklaut bei WIKI - https://de.wikipedia.org/wiki/Polyoxymethylen) .
Die Schalter links auf dem Folieprint dürfen in Ihrer Postition nicht verändert werden, da über diese der Microcontroller die Position des Kopfschlittens erkennt. Aber man kann sie vorsichtig
lösen und gut reingen.
Gut zu sehen auch das Schwungrad. Genaue Masse 285 Gramm. Damit kann man guten Gleichlauf machen.
So wie dieses Laufwerk konstruiert ist, solide, zerlegbar wie ein AK47, top Matarialien erkenne ich ein gutes Tunigpotential, und einen Wert wo mancher heute lauthals "High End" schreien würde. Derweils es nichts anderes als gute Qualität a la Japan aus den späten 70ern darstellt.
Hut ab vor den Konstrukteuren. So was muß erhalten bleiben und ist in meinen Augen viel zu schade für die Tonne.
Was wir dazu brauchen ist allerdings bisschen mehr als ne Menge Zeit, Geduld und geschickte Fingerchen.
Vorderhand einen kompletten Satz Gummiteile.
Den Flachriemen für die Schwungmasse, die vom Capstanmotor angetrieben permanent läuft wenn der Recorder angeschaltet ist.
Dieser Flachriemen ist kurioserweise das am wenigsten kritische Teil, denn der originale funktioniert fast immer nach einer Reinigung leidlich. Hat er aber zu viel Schlupf, muß er weg.
Das Gleiche gilt auch für den PinchRoller, Andruckrolle.
Darum "funktionieren" auch die meisten M250 noch scheinbar.
Etwas anders der mittlere Riemen. Er sorgt für die Transmission von Motor Nr. 2 zum Getriebe für den Kopfschlitten. Dieser Riemen ist verhärtet und durch langen Stillstand auch verformt.
Das kleine Rad vom Motor dreht durch, das durch Stillstand etwas zähe Getriebe tut ein übriges.
Der kleinste Riemen ist für das Aufwickeln des Bandes bei Wiedergabe zuständig. Er läuft auf dem Capstanmotor und treibt eine Kupplung an.
Deren Antriebsritzel wiedrum treibt ein Idlerrad (Idler Nr.1) , welches seinerseits den Wickelteller dreht. Nicht ganz unkompliziert, wenn man bedenkt das das alles später mit einem Motor über Zahnradidler und elektronischer Drehmomentregelung komplett vereinfacht wurde.
Macht man Idler Nr.1 wieder bisschen hübsch, dann klappt auch der Wiedergabebetrieb leidlich, aber stets mit bisschen Schlupf.
Idler Nr. 2 schließlich ist zuständig für FF und REW was neben dem Kopfschlittenbetrieb von Motor Nr.2 erledigt wird.
Der fehlte in der Vergangenheit am meisten, denn vernünftiges Umspulen ohne einen neuen ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Was habe ich gemacht um den zu "refreshen"... Rubber revenew, gereinigt, gekocht, geknetet - stets spulte das Laufwerk lahm, stockend, mühsam und kraftlos.
Womit wir zu den Kupplungen kommen.
Es sind drei Kupplungen drin. Nr.1 ist die kritischste.
Da das Band bei Wiedergabe vom Capstanmotor aufgewickelt wird hat sie Einfluß auf den Gleichlauf. Also ist sie zuständig dafür das die Gegenkraft vom Wickelteller möglichst konstant zu sein hat, obwohl sich der rechte Wickelteller ja zunehmnd langsamer dreht, je mehr Band aufgewickelt ist. Da hätte ich einen seperaten Motor genommen, fast bisschen schade. Aber Budget ist Budget, das galt auch damals schon.
Die zweite ist direkt unterm Idlerrad wie in den Bilder darüber zu sehen. Es kann sein das Ihr da nicht drankommt weil die kleine Kappe nur aufgepresst ist und aufgrund von Schrumpfung sogar manchmal schon gerissen. Das fixe ich dann mit einer kleinen Stahlfeder die wie ein Korsett um die Kappe drumkommt. Das reicht völlig und man muß sich da nicht verkünsteln. Sollte die Kappe zu festsitzen - drauflassen und den Idler über das Zahnrad wechseln. Braucht bisschen Kraft in den Fingern aber geht.
Auf gar keinen Fall dürft ihr versuchen den alten Idlerreifen mit Werkzeug etwa einem Schraubendreher runter zu hebeln.
Das kann Euch das Zahnrad kosten und Ihr könnt Euch ein neues drucken.
Diese Kunplung macht am meisten Spass.
Sie sitzt direkt an Motor Nr.2 und kommt zum Einsatz wenn das Bandende beim Umspulen erreicht wird.
Mit dem alten Idlerreifen war sie bedeutungslos, denn der rutschte sowieso mehr als genug am jeweiligen Wickelteller rum, und diente damit unfreiwillig als Rutschkupplung, falls das Bandende überhaupt erreicht wurde.
Anders der neue Reifen. Der krallt sich in die Reibflächen und bringt den Motor zum Stillstand am Bandende, oder reibt mit großer kraft und verschleßt sinnlos.
Daher muß sie gängig gemacht werden. Aber das ist aufgrund geschrumpften Kunststoff nur machbar wenn man das Abtriebsritzel ein wenig mit einem 4,2 mm Bohrer bearbeitet.
Man kann auch 4,3mm probieren.
Jetzt kann man das Laufwerk nach und nach wieder zusammensetzen.
Das geht am einfachsten wenn Ihr Euch vorher schön gemerkt habt wo welche Art von Schraube war ;-)
Im Zweifelsfall mit Gefühl vorgehen wenn eine Schraube scheinbar schwergäng ist, dann versucht man vielleicht eine Blechschraube in ein Maschinengewinde reinzuwürgen. Bisschen Geschick ist bei Einbau des Riemen für das Kopftransportgetriebe erforderlich.
Nicht verzweifeln, es geht.
Bei der Gelegenheit teste ich die Motoren mal ein bisschen.
Damit ist man dabei das PCB mit den Magneten und Schaltern wieder anzubauen.
Der Bremsmagnet ist etwas tricky und braucht bisschen Geduld.
Bei der Gelegenheit ersetze ich die kleine Glühlampe für die Kassetenfachbeleuchtung mit.
Dumm, wenn die mal ausgeht und man dann das Laufwerk wieder ausbauen und teilzerlegen muß.
Dafür nehme ich eine 5mm LED Farbe "Amber" über einen 1/4 Watt 470 Ohm Wiederstand, da 12 V doch bisschen heftig für die 3 V LED sind. Richig gepolt leutet sie genau mit der Originalfarbe, vielleicht minimal heller, aber das stört nicht. Ich wechsel auch die drei Elkos mit.
Apropos Elkos.
Es war nicht das erste Mal das nach dem Zusammenbau sowohl Gleichlauf als auch Geschwindigkeit Ärger machen.
Ehe man einen neuen Capstanmotor kauft (was möglich ist),
öffne man den alten und tausche auch hier die Elkos.
Zum Beispiel hatte ich das tolle Erlebnis, das ein Recorder irgendwann mal anfing zu schnell zu laufen.
Nachdem ich die Geschwindigkeit wieder auf normal eingestellt hatte, lief er plötzlich schnarchlangsam, nach den ersten ca. 10 Minuten. Zuvor war er kalt.
Es hat lange gedauert bis ich den Capstan Motor als Ursache rausfand. Nach Wechsel der beiden Elkos war er wieder völlig in Ordnung. Lohnt sich aber nur, wenn das Sinterlager des Motors noch in Ordnung ist. Sont einen neuen nehmen.
Nun sollte man meinen, nichts steht der untrübten Freude fröhlichen Kassetenhörens im Wege.
Aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Trotz meiner nicht besonders audiophilen Ohren klang die Kiste nicht wirklich gut. Matt, dumpf.
Eine Testaufnahme gemacht. Ergebnis - rechter Kanal viel zu wenig Pegel. Das ganze Klangbild grausam, will sagen Verzerrungen.
Elkokur nur Marketing ?
Wenn Dielektrikum ausläuft frisst es sich durch Lötzinn und reagiert am Kupfer. So werden die Beinchen grün vom Kupferoxid.
Und mehr noch. Ich hatte Exemplare, da war auch schon das halbe Lötauge weggefressen. Lötet sich dann recht schwierig.
Was tun ? Jeden Elko auslöten messen ? Beurteiliung mit Kristallkugel wie lange die anderen noch leben ?
Mag radikal und stupid sein, aber ich werfe alle runter. Fertig. Für dieses M250 habe ich knapp 4 Stunden gebraucht .
Hier ist eine Liste, wie sie auf dem PCB drauf waren.
001 uf 50v 5x
010 uf 16v 25x
010 uf 50v 1x
100 uf 6.3v 2x
100 uf 10v 1x
100 uf 25v 4x
0.22 uf 50v 2x
2.2 uf 50v 9x
22 uf 16v 1x
220uf 10v 4x
220uf 16v 3x
220uf 25v 1x
0.33 uf 50v 4x
033 uf 25v 1x
0.47uf 50v 2x
047 uf 25v 8x
047 uf 35v 1x
470uf 16v 1x
0.68 uf 50v 2x
2200 uf 35v 1x
4700 uf 16v 2x
Zuzüglich 0,1 uf, 220uf, und 10uf BP für das Logicboard und 10uf , 3,3 uf für den Capstan Motor.
Nach der Elkokur war der Klang dann wesentlich besser und ich hatte ein gutes Gefühl.
Ganz nebenbei war auch der rechte Kanal wieder voll präsent.
Nach paar Testaufnahmen mit verschiedenen Frequenzen (300 hz, 1khz, 10khz ) sah ich auch das da nichts nach zu justieren war.
Lediglich PB Verstärkung habe ich um ca. 2 oder 3 Prozent anheben müssen.
Was mich bisschen stört, ist der Umstand das ich oft eine Phasenverschiebung sehen muß die ich mir ebenfalls nur mit Wertedrift erklären kann. Abgesehen vom "Trimmen" auf maximalen Gleichlauf , werde ich mich auch mal noch tiefer in die Schaltungen reinwagen.
Vermutlich driften auch Widerstände. Hörbar ist das für mich allerdings nicht. Man sieht es nur im Oszi.
Cooles Detail, der Treiber für den digitalen Bandzähler.
Schön diskret :-)
Hier noch paar Bilder zum Schluß, das letzte vom Testlauf.
Dieses Gerät in Braun geht übrigens als Dankeschön in die Slovakei.
Als Dank für Deinen Beitrag dieses tolle Tapedeck zu erhalten.
Als Dank für die Testsamples die Du mir so unproblematisch geliefert hast.
Es ist der gleiche Hersteller wie auch des Idlers für das B100.
Die Fertigungsqualität ist meiner bescheidenen Meinung nach ausgezeichnet.
Diese Idler passen auch in :
M230
M250
M235X
M245X
M253x
M255X
M275X
M280
M273
Manche brauchen zwei idler, andere wie z.b. das M253X nur einen.
sowohl eventuell auch in :
Das moß ich aber noch genau nachprüfen.
M233X
M228x
M51
M45
Sie sind über diesen Ebay Shop erhältlich.